Eine Projektwoche „Schule als Staat“ am FSG
Die Frage, wie wir unsere Demokratie sichern können, ist im politischen Deutschland derzeit Gegenstand vieler Debatten. Wir wollten mit unseren Schülerinnen und Schülern am FSG einen ganz praktischen Versuch starten: Vom 15. – 19. Juli 2024 verwandelte sich deshalb das Friedrich-Schiller-Gymnasium in einen Staat mit eigener Regierung, Staatsorgangen, eigener digitaler Währung („FriedSchis“), Hymne und nicht zuletzt mit 75 von Schülerinnen und Schülern geführten Unternehmen – die FriedSchi-Inseln.
Die Projektwoche war von langer Hand geplant: Rund 20 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer bereiteten sie in vielen Sitzungen innerhalb von 18 Monaten vor. Dieser Prozess der Vorbereitung war dabei schon ein wesentlicher Teil des Weges zu unserem Staat, denn es musste in einer Steuerungsgruppe eine Verfassung geschrieben werden – eine parlamentarische Demokratie wurde beschlossen. Dann mussten Parteien gegründet, ein Wahlprogramm geschrieben, ein Parlament gewählt werden, aus dem heraus sich die Regierung bildete – mit anderen Worten: Demokratie eingeübt werden.
Die demokratischen Prozesse führten sich fort, indem Regierungschef Caleb Maier sich seine Minister wählte, Lara Hermann fungierte als Parlamentspräsidentin. Schließlich wurde auch unsere Staatspräsidentin als höchste Repräsentantin der FriedSchi-Inseln gewählt: Ava Ruth.
Schule als Staat: Zeitstrahl, Staatsaufbau, Unternehmen
Am 16.07. war es dann endlich so weit: Unserer Staatspräsidentin wurden von Bürgermeister Stefan Wörner als Repräsentant der Stadt Pfullingen freundschaftliche Beziehungen angeboten und schließlich übernahm sie von unserem Schulleiter Herrn Schnek durch eine Schlüsselübergabe die „Staatsgeschäfte“ auf großer Bühne – in einer feierlichen Stunde wurde unser Staat aus der Taufe gehoben:
Eröffnung Schule als Staat (mp4)
Damit war der Staat eröffnet und die Unternehmen nahmen ihre Geschäfte auf – diese waren im Vorfeld der Projektwoche von der IHK in einem eigens eingerichteten Seminar über Unternehmensgründungen beraten worden. Es gab alles, was es auch in einem „normalen“ Staat gibt: Zoll und Polizei, Gerichtsbarkeit und Standesamt, eine Zentralbank und natürlich jede Menge Unternehmen, die ihre Produkte an die Bürger loswerden wollten.
Als einziger und erster Staat der Welt haben die FriedSchi-Inseln eine rein digitale Währung eingeführt, die „FriedSchis“, eine Plastikkarte mit QR-Code, auf dem Guthaben gespeichert werden konnte. Darüber wachte die Zentralbank: David Getz, Clemens Senftleben und Lino Frank hatten das Programm und die Webseite dazu entwickelt, Maximilian Herrmann, Till Furtwängler und Domenick Wilhelm sorgten mit ihren Mitarbeitern für einen reibungslosen Ablauf der digitalen Währung.
Von der Slackline über die Echaz, über das Bogenschießen in Raum 35 bis hin zur Smoothies-Bar und zum Reptiseum sowie der Rooftop-Bar „Galaxy“ war alles vorhanden. Auch Besuch aus der Uhlandschule war uns herzlich willkommen: Zwei 3. Klassen ließen sich auf dem Gelände alles zeigen.
Die kulinarische Versorgung auf den FriedSchi-Inseln war ausgezeichnet: Burger und Sushi, Pizza und „Schwäbische Mauldasch“, viele Eisstände, eine Tartellerie zum Frühstücken, Früchtebecher und Gebackenes, Kaffee und Kuchen, Waffeln und vieles mehr – niemand auf den Inseln musste hungern, die „FriedSchis“ waren schnell von der Karte abgebucht. Für Nachschub an Waren sorgte der „Zentraleinkauf“ unserer Eltern Nicoline Janssen und Sarah Kazmaier, die die Bestellungen der Unternehmen entgegennahmen und mit dem Wagen zum Großhändler unterwegs waren. Das zentral organisierte staatliche Müllunternehmen sorgte für eine nachhaltige und getrennte Müllentsorgung.
Im Standesamt konnte geheiratet werden, am Nachhaltigkeits-Stand „Alte Schätze – neue Träume“ konnte man sich mit Upcycling-Waren eindecken und auf unserer professionellen Bühne lief permanentes Programm. An dieser Stelle auch noch ein riesiger Dank an Peter Bergweiler, Luis Reiff, Maximilian Kolbe, Lukas Hespeler und Lasse Groß von unserer Technik-AG, die die ganze Woche verlässlich für die Technik sorgten.
Am Mittwochnachmittag fand sogar ein Fußball-Länderspiel statt, organsiert von Sportminister Elkana Maier und seinen Mitarbeitern: Die Mannschaft der FriedSchi-Inseln ließ ihren Gegnern von der „Freien Republik Einstein“ (das AEG in Reutlingen führte parallel zum FSG ebenfalls eine Schule-als-Staat-Projektwoche durch) keine Chance: Sie schickte sie mit 7:0 nach Hause.
Am Donnerstag, 18. Juli, klang die Projektwoche schließlich in einem Schulfest aus. Nach der Einschulung der neuen 5-Klässler ins FSG wurde ab 16.00 Uhr auf dem ganzen Gelände gefeiert, auf der Bühne wurden tolle Aufführungen gezeigt und schöne Stücke gespielt. Unglaublich viele „Touristen“ aus Pfullingen und der Umgebung besuchten unseren Staat und es war ein fröhliches Fest bis 22.00 Uhr abends – übrigens bei bestem Wetter, wie überhaupt das Wetter die ganze Woche über prima mitspielte.
Am Schluss bleibt noch der Dank: Ein herzliches Dankeschön an alle, die diese Woche möglich gemacht haben: Den vielen Spendern und Sponsoren, die die Anschubfinanzierung für unsere Unternehmen zur Verfügung gestellt haben, insgesamt 11.500 Euro, wovon die Paul-Lechler-Stiftung allein 6.000 Euro beisteuerte. Der Dank gebührt aber auch der Stadt Pfullingen und ihrem Bauhof, die uns über 20 Holzhütten zur Verfügung gestellt haben, der Firma Hecht, die für die Stromversorgung zuständig war, vor allen Dingen aber unseren Lehrerinnen und Lehrern, die sich über Monate engagiert haben und den Eltern, die bis hin zum Zentraleinkauf für die Unternehmen und beim Grillfest am Ende der Projektwoche sich kräftig ins Zeug gelegt haben. Der größte Dank aber gebührt unseren Schülerinnen und Schülern, die mit ihrer ansteckenden Energie und Kreativität diese Woche zu einem wunderbaren Erlebnis für alle gemacht haben.
Mit dem Erlös des Staates sollen im Schuljahr 2024/25 Projekte gefördert werden: 50% der Erlöse sollen in die Schulgemeinschaft fließen, 25% unserem Förderverein PFIFF zur Verfügung gestellt werden und 25% sollen an eine karitative Organisation gespendet werden. Die Schulgemeinschaft wird passende Projekte vorschlagen, aus denen dann in basisdemokratischer Abstimmung ausgewählt werden wird.
Bericht: Andreas Reinert