Tag 1: Die Ankunft im Paradies?
Die Studienfahrt beginnt an einem Sonntag am Stuttgarter Flughafen mit Frau Schmitt und Herrn Ströbel. Treffpunkt ist an Terminal 3, an dem wir selbstständig einchecken. Alles verläuft weitgehend reibungslos, und am Gate bleibt noch ausreichend Zeit, um in zahlreichen Shops Geld liegen zu lassen. Nach Erledigung letzter Einkäufe und Warten auf das herbeigesehnte Boarding geht es endlich los. Unsere Gruppe sitzt zerstreut im hinteren Bereich der Maschine. Der Flug ist entspannt, jedoch für die zahlreichen Landratten an Bord sehr aufregend. Tatsächlich werden ein paar Tränen vergossen, die nach der Landung in Barcelona aber vergessen sind. Unser Gepäck lässt erstmal auf sich warten, und wir lernen eine Schülergruppe vom Keppler-Gymnasium Reutlingen kennen, die auch auf Studienfahrt ist.
Vor dem Flughafen empfängt uns die spanische Sonne und unser Privatbus, der uns in unser Hotel nach Calella bringt. Dort angekommen, werden wir erstmal mit tausend Verhaltensregeln konfrontiert. Anscheinend hat man hier schlechte Erfahrungen mit Schülergruppen gemacht.
Egal, wir freuen uns nun auf unsere Zimmer im ersten Stock, die sich, naja, in Wirklichkeit im Keller befinden, unter der Rezeption und dem Restaurant. Wenigstens sind wir hier komplett unter uns und stören niemanden, wenn wir etwas lauter sind 😊.
Den Rest des Tages bekommen wir frei und dürfen in Gruppen die Umgebung erkunden.
Tag 2: Vamos a Barcelona
Nachdem in der Nacht auf Montag der Feuermelder um 3 Uhr meinte, uns wecken zu müssen, beginnt der Tag um 10 Uhr in der Lobby. Vollgetankt mit gutem Schlaf und Frühstück des Restaurants, bewegen wir uns in Richtung des Bahnhofs Calellas. Sofort wird einem der Unterschied zu Deutschland klar, denn direkt nach dem Einsteigen werden wir von einem Mann mit Gitarre zum Macarenatanzen und Singen aufgefordert. Angekommen in Barcelona an der Plaza de Catalunia, geht es direkt in die Metro, um zur Plaza de España zu gelangen. Dort belehrt uns Frau Schmitt mit ihrem Reiseführer-Like Wissen, wie so oft im Verlauf der Studienfahrt, über die Arenas de Barcelona; diese wurden früher für Stierkämpfe genutzt, heute sind sie eine Shopping Mall, die wir direkt mal betreten und dort den nächsten Hauch an Freizeit bekommen. Mit Essen und Barca Store-Tüten in der Hand geht es direkt weiter zum Montjuïc, einem Berg mit wirklich viel Geschichte. Auf dem Weg zum nächsten Zielort, dem Castell de Montjuïc, betreten wir das Estadi Olímpic, das aufgrund der Renovierung des Camp Nou vom FC Barcelona derzeit als Ersatzstadion genutzt wird. Der ein oder andere Barca Fan der Truppe ist nicht nur erstaunt, sondern begeistert.
Angekommen am Castell, bekommen wir gleich den nächsten Lehrgang von Frau Schmitt: Es handelt sich beim Castell de Montjuïc um ein ehemaliges Gefängnis aus der Diktatur Francos, der die Kultur und Sprache der Katalonen (und ja, katalanisch ist eine eigene Sprache, kein Dialekt des Spanischen!) hasste und massiv unterdrückte. Im Castell befanden sich im Lauf der Jahre viele politische Gefangene. Wir sehen auch den Graben, in dem Franco Hinrichtungen politischer Gegner vornehmen ließ. Unglaublich, dass seine Diktatur bis 1975 dauerte. Im Anschluss bekommen wir Zeit, das Castell de Montjuïc in Kleingruppen zu erkunden, Bilder zu machen und dort Eis zu essen. Nach dieser Attraktion geht es direkt zum nächsten, leicht schwindelerregenden Erlebnis, der Fahrt mit dem Teleférico, einer Hafenseilbahn, die uns eine unvergessliche Aussicht über Barcelona beschert. Vom Hafen aus laufen wir nun wieder zurück zur Plaza de Catalunia, was uns nach einem Tag des Wanderns den Rest gibt. Das Lustige kommt erst jetzt: Die richtige Bahnstation zu finden, um den Zug nach Calella zu nehmen, ähnelt dem Finden einer Nadel im Heuhaufen, weshalb wir verzweifelt hinter Frau Schmitt im Kreis laufen, bis sie schließlich Einheimische nach dem Weg fragt. Nach einer Stunde im Zug kommen wir in Calella an, müssen allerdings noch die Strecke zum Hotel bestreiten, um dort endlich unser Abendessen zu genießen zu können.
Tag 3: Y otra vez.
Tag 3 in 3 Worten? Schweißausbrüche, Verzweiflung und Faszination, denn unsere Gruppe wurde definitiv von Barcelonas Schönheit und Geschichte verzaubert.
Am Dienstag müssen wir bereits um 8:30 Uhr in der Lobby stehen, um erneut nach Barcelona zu fahren. Dort steigen wir um 11 Uhr auf ein Boot, eine Golondrina, auf deren Dach wir weitere schöne Eindrücke Barcelonas sammeln können. So schön das klingt, haben wir auch die ein oder andere Nahtoderfahrung auf dieser Fahrt, wie manche sagen würden. Der Wellengang erweist sich nämlich als besonders stark.
Nach der holprigen Bootstour bekommen wir das Schönste überhaupt: drei Stunden Freizeit in dieser beeindruckenden Stadt.
Als Nächstes steht ein absolutes Highlight der Studienfahrt auf dem Programm: die Sagrada Familia. Treffpunkt ist um 17:30 Uhr vor der Kathedrale, vor welcher wir ein ZDF-Team sehen, mit dem wir ein Bild machen dürfen. Daraufhin betreten wir die Kirche und werden von Valentina, unserer Leiterin, auf Englisch über die Geschichte dieses Monuments unterrichtet. Hier alles aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, deshalb nur grob und kurz: Die Sagrada Familia ist eine Kirche, die vom spanischen Architekten Antoni Gaudí entwickelt wurde. Sie ist allerdings immer noch nicht fertiggestellt, obwohl sie seit 1882 gebaut wird. Finanziert wird der Bau durch die Menschen und Touristen, nicht durch den Staat. Valentina sagt, dass man mit einer Fertigstellung im Jahre 2033 rechnet. Im Inneren findet man gigantische Säulen, kunterbunte (bis auf die Farbe Lila) Fenster und Statuen. Es gibt sehr viele verstecke Botschaften von Gaudí; jedes einzelne Detail der Kirche ist mit einem Hintergedanken Antoni Gaudís verknüpft. Wir alle haben uns von Gaudís Geist mitreißen lassen.
Nach der Führung geht es zurück ins Hotel. Da wir dort nur bis 21 Uhr essen können, bestellt meine Gruppe beispielsweise Pizza. Unsere ganze Truppe, bestehend aus 19 Schülern, empfand den Tag definitiv als gelungen, spaßig und auch sehr interessant. Zu unseren Abenteuern der Nacht werde ich jetzt mal nichts weiter sagen… Die bleiben in Spanien…
Tag 4: Sekt schmeckt
Am Mittwochmorgen werden wir erneut mit einem Privatbus abgeholt und fahren zur Sektkellerei Freixenet. Dort angekommen, bekommen wir zunächst einen Film über die Herstellung des Schaumweins gezeigt. Anschließend erhalten wir eine Führung durch die Bodegas und bekommen den Herstellungsprozess samt Traubenernte, Gärungsprozess, Verkaufsprozess und Co. näher erläutert. Nach all den Infos über die Theorie widmen wir uns einem Praxisbeispiel: der Verkostung von Freixenet-Sekt. Eine gute Weile später und mit zahlreichen Geschenktüten in den Händen fahren wir weiter mit unserem Bus zum Kloster Montserrat. Bevor es allerdings in das Kloster geht, bekommen wir ein wenig Zeit, um den Ort zu erkunden und um etwas zu essen. Eigenständig laufen wir dann zum Treffpunkt „Direkt vor der Information. Blaues Schild, Berg runter links“. Habe ich schon erzählt, dass wir auf der Studienfahrt wirklich viel laufen mussten? Naja, wir erklimmen nun einen wirklich steilen Berg, um ans Gipfelkreuz zu gelangen. Die Aussieht ist allerdings wirklich einmalig!
Daraufhin betreten wir das Kloster Montserrat und sehen die schwarze Madonna, die als die Schutzpatronin von Katalonien / Catalunia gilt.
Wir haben zudem die Möglichkeit, mit einem Audio-Guide weitere Teile des Monuments zu erkunden. Gegen 16 Uhr treten wir die Heimreise zum Hotel an, wo wir zwei Stunden später ankommen.
Den restlichen Tag haben wir frei; genutzt wird diese Freizeit beispielsweise auf dem Rummel Calellas, der zufällig stattfindet, als wir dort sind.
Tag 5: Das Wandern ist des Katalanen Lust
Mit perfektem Schlaf, der definitiv nicht durch einen erneuten Feueralarm um 1 Uhr gestört wird, geht es diesmal offiziell auf eine Wanderung (inoffiziell waren bisher alle Tage sportlich anspruchsvolle Märsche). Frau Schmitt hat uns schon Tage davor motiviert und uns den Ablauf geschildert: Uns kommt eine Melissa abholen, die mit uns einen entspannten Vormittag haben wird. Tja, die erste Überraschung des Tages ist, dass sich „Melissa“ als breiter, katalanischer Mann herausgestellt. Jordi. Ein Vollblutkatalane. Voller Elan und Motivation versucht er, unseren verzweifelten Haufen an etwas müden Schülern auf die kommenden drei Stunden aufzuhypen, was ihm mit seiner aufgeweckten Art auch wirklich gelingt.
Jordi ist in der Lage, fließend Deutsch zu sprechen, da er für ein paar Jahre in Hamburg gelebt hat; er ist zudem Coach einer Basketballmannschaft in Catalunia. Die Wanderung entpuppt sich für den ein oder anderen als ziemlich spaßig, denn wer wandert nicht mal gerne durch fremde, trockene, gefährliche und steile Landschaften. An manchen Gefällen wird es aber wirklich ernst: Jordi erklärt uns, dass wir einfach schnell runtersprinten sollen; andernfalls brächen wir uns etwas. Nach zahlreichen Small Talks über das Leben in Catalunia und Trash Talks über Real Madrid und Ronaldo stellt Jordi uns die Entscheidungsfrage: „Wollt ihr weiter bis zum Ende oder jetzt umkehren?“ Bevor eine Gruppe seine Frage mit „Nein“ beantwortet und zurück ins Hotel geht, machen wir alle gemeinsam ein Gruppenfoto. Daraufhin führen Herr Ströbel und Jordi uns weiter bis ans Ziel. Bei der Wiederankunft am Hotel verabschieden wir unseren geliebten Jordi. Für ihn geht es dann weiter ins Training, um sich für einen Marathon vorzubereiten. Wir nutzen das schöne Wetter und verbringen den Rest des Tages gemeinsam am Strand.
Tag 6: Adios Amigos
Unser letzter Tag in Calella, Freitag, der 20.09.2024. Diesmal kein Feueralarm, der uns aufweckt. Die Zimmer müssen wir heute bereits um 10 Uhr verlassen haben. Nach dem erfolgreichen Check-Out lassen wir unsere Sachen im Hotel und fahren mit dem Zug nach Pineda de Mar. Dort gehen wir auf den Wochenmarkt und besorgen die letzten Mitbringsel. Da unser Flug erst um 20:45 Uhr geht, haben wir Zeit, um selber den Nachbarort zu erkunden, essen zu gehen und uns von Catalunia zu verabschieden.
Mit unserem Lieblingsbus, der allmählich Alltag geworden ist, fahren wir ca. um 17 Uhr los in Richtung der katalanischen Hauptstadt. Am Flughafen gibt es keine großen Auffälligkeiten, und wir können uns wieder frei bewegen bis zum Beginn des Boardings. Der Rückflug verläuft sehr entspannt, und um Punkt 22:50 Uhr betreten wir wieder deutschen Boden. Erinnern Sie sich noch an unsere Ankunft in Barcelona? Unsere Koffer kamen extrem verspätet an. Naja, die Schwaben haben da eine Schippe draufgelegt, denn wir haben insgesamt eine Stunde gewartet, bis alle Koffer ihren Besitzer gefunden hatten.
Ganz zum Schluss richten Frau Schmitt und Herr Ströbel noch sehr liebe Worte an uns und erklären die Studienfahrt offiziell für beendet.
Wir möchten uns ebenfalls bei Frau Schmitt und Herrn Ströbel bedanken, die dafür gesorgt haben, dass wir eine unvergessliche Zeit in einer tollen Region und einer der schönsten Städte der Welt hatten. Danke schön für alles!
Bericht von Enes Temelli